Pechsträhne in St.Barts
16 März, 2010 | Kategorie: Segeln 2009 | 4 KommentareIm letzten Bericht sind wir ja in St. Barts angekommen und haben dort in der Baie de St. Jean übernachtet. Am nächsten Morgen gingen wir Anker auf, segelten gemütlich die Insel entlang nach Nordwesten, umrundeten das Kap und motorten gegen den Wind nach Gustavia, der Hauptstadt von St. Barts.
Dutzende Yachten ankerten schon hier und schaukelten im auflandigen Wind. Wir gesellten uns dazu, und fuhren mit dem Dingi an Land. Das Einklarieren auf den französischen Inseln ist ja einfach, man füllt auf dem Computer seine Daten in ein Formular, druckt es aus und lässt es abstempeln, in zehn Minuten erledigt, danach gingen wir noch in den Supermarkt und kauften für die nächsten Tage ein. Zwei Stunden später sind wir wieder auf dem heftig schaukelndem Boot. Aber nicht mit uns, wir wissen ja wo man ruhig liegt und so fahren wir zurück in die Baie de St Jean. Doch diesmal gehen wir weiter unter Land und ankern auf 6m Meter Tiefe vor einem kleinen Sandstrand. Der Wind kommt vom Land und wir liegen hier ganz ruhig den ganzen Nachmittag. Sabina schaut sogar in die Wettervorhersage, eine Winddrehung ist erst für nächsten Mittag angesagt, außerdem soll er nur mit 5 Knoten wehen, bis dahin sind wir ja schon lange wieder weg.
Um Mitternacht wache ich auf, das Boot ruckt unangenehm an der Ankerkette, der Wind hat gedreht und zwar um 180°. Auch Sabina wird munter und der Wind immer stärker. Um dreiviertel Eins beschließen wir uns einen neuen Ankerplatz zu suchen. Ich gehe aufs Vorschiff und hole die Ankerkette ein, bis es nicht mehr geht die Kette sitzt fest. Sabina versucht mit dem Motor die Kette zu lockern, keine Chance, wir versuchen es mehrmals, doch es wird nur der Bug des Schiffes zur Wasseroberfläche gezogen. Also bleiben. Der Wind frischt auf und das Schiff stampft heftig in den Wellen auf und ab. Bis sieben Uhr in der Früh können wir kein Auge mehr zutun. Dazu regnet es immer wieder, als es hell genug ist, laufen eineinhalb Meter hohe Wellen Richtung Strand, die sich kurz hinter unserem Heck brechen.
Wir binden einen Fender an die Ankerkette, Bina soll sie über Bord werfen und mit dem Schiff in tieferes Wasserfahren, ich will mit der Schnorchelausrüstung und dem Beiboot einmal nachsehen. Doch der Außenborder stirbt ab und lässt sich nicht mehr starten, was er bis jetzt noch nie getan hat. Bevor das Beiboot weiter zum Strand treibt, ziehe ich die Flossen an, springe ins Wasser und ziehe das Beiboot zurück zum Schiff. Schweren Herzens lassen wir unser Ankergeschirr zurück und fahren zur drei Meilen entfernten Ile Fourche, die eine geschützte Bucht im Lee der Insel hat. Dort legen wir als einziges Schiff an einer der Festmacherbojen an. Endlich kehrt Ruhe ein. Manchmal treffen Windböen das Schiff, die von den Bergen der Insel herunter wehen, doch das Wasser ist ruhig. Den ganzen Tag regnet es immer wieder stark, die Sonne kommt nicht hervor. Am Abend müssen wir das erstemal seit Beginn unserer Reise die Maschine starten, damit Strom in unsere leeren Batterien fließt. Wenigstens wird bei diesem Wetter keiner auf unseren ausgesetzten Fender achten, an dem unser Ankergeschirr hängt. Am Abend schaue ich nochmals vor dem Schlafengehen hinaus, da bemerke ich, dass eine Böe unser Schlauchboot umgeworfen hat. Auch das noch! Im Finstern drehen wir mühsam das Boot um, und hieven den nassen Außenborder an Deck. Der war sicher einige Zeit völlig unter Wasser.
Auch der nächste Tag bringt keine Änderung, in einer längeren Regenpause erkunden wir die Insel. Doch vorher zerlege ich den Außenborder so weit es halt geht, leere das Wasser aus dem Zylinder durch die Zündkerzenöffnung und den Vergaser, lasse ihm reichlich WD 40 angedeihen und versuche ihn zu starten. Tatsächlich springt er nach einigen Bemühungen an und läuft. Ich montiere ihn am Beiboot und will die zwei Strände der Insel absuchen, ob sich nicht vielleicht unsere Flipp Flopps wiederfinden lassen, die auch im Beiboot waren. Nach zwanzig Metern stirbt der Motor ab und lässt sich nicht mehr starten. Gut das ich die Flossen wieder dabei habe. Am Nachmittag gelingt es mir ein paar Mal den Motor wieder zu starten aber gleich darauf säuft er wieder ab. Ich vermute das die Schwimmernadel im Vergaser hängt kann den Vergaser aber zum Reinigen nicht ausbauen, da rundherum alles so verbaut ist, dass ich manche Schrauben einfach nicht erreiche. Ja kleine zarte japanische Finger müsste man haben, nicht so Würstlinger wie ich!
Erst am nächsten Tag wird das Wetter besser, der Wind flaut ab, zu Mittag kommt die Sonne heraus. Wir machen uns zur Baie de St Jean auf, unser ausgebrachter Fender ist noch an Ort und Stelle. Wir ankern etwas abseits mit unserem Zweitanker und ich rudere zu unserem Ankergeschirr und mache das Beiboot am Fender fest. Mit der Taucherbrille sehe ich gleich was los ist, die Kette hat sich um einen pilzförmigen Felsen gewickelt, kein Wunder das wir sie nicht losgebracht haben. Ich tauche ab und kann schon beim ersten Versuch die Kette befreien. Ich bin froh, den die Tiefe liegt an der Grenze meines Leistungsvermögens. Ich hole die Kette ins Beiboot so weit ich kann, nach einem weiteren Abtauchen habe ich die Kette ganz befreit. Schnell noch den Anker hoch und mit den Flossen ziehe ich das Beiboot samt Inhalt zurück zum Boot. Wir wechseln auf die Westseite von St. Barts und machen an einer Boje in der Anse du Columbier fest. Inzwischen hat es schon wieder zugezogen und der Wind hat wieder aufgefrischt. Immer wieder regnet es, wir müssen zur Stromerzeugung wieder motoren.
Zwei Tage später klarieren wir in Gustavia wieder aus, legen Kurs an zur Ile Tintamarre, an der Ostseite von St. Martin. Mit einem Reff im Groß 60° am Wind schaffen wir die 15 Meilen in knapp drei Stunden. Auch hier gibt es an der Westküste Bojen zum Festmachen, knapp 50 Meter vor dem weißen Sandstrand. Als wir beim Abendessen sitzen stellen wir fest, dass der Tisch so komisch wackelt, beim Nachschauen entdecken wir einen Riss im Alustandrohr des Tischfußes. Noch ein Posten mehr auf der ToDo-Liste. Nachdem es dunkel wird dreht der Wind nach Norden zurück und es fängt wieder zum Schaukeln an. Doch diesmal hängen wir an einer sicheren Boje und die Insel gibt noch etwas Schutz. In der Früh sind wir trotzdem leicht geschlaucht, die schaukeligen Nächte reichen uns schön langsam. Nach einer Inselwanderung bei der Sabina ein sehr großes Schneckenhaus am Strand findet legen wir ab und segeln nach Marigot, im französischen Teil von St Martin. Hier halten wir uns an die kryptische Aussage der Reperaturanleitung unseres Außenborders: „Fällt der Motor ins Wasser bringen sie ihn in die nächste Yamahawerkstatt“.
Da sieht man mal wie verwöhnt ihr schon seid !
Als ich „Pechsträhne“ gelesen hatte, dachte ich schon wor müssen euch von irgendwo abholen unf heimfliegen lassen.
Ein kaputter Aussenborder – Ts ts ts…. ;-))
Hauptsache euch gehts gut !
SC
Kommentar by sc — März 18, 2010 #
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