Sivota

13 Juni, 2018 | Kategorie: Segeln 2009 | 3 Kommentare

Nach einem stilvollem Abendessen in der Spiridoula Fishtavern, Gavros und Souvlaki, Marouli, Tsatsiki und rote Rübensalat ziehe ich die Laufplanke ein und lege sie auf die Badeplattform, man soll es eventuell vorhandenen Ratten ja nicht zu leicht machen, wie ich auf letztes Jahr leidvoll feststellen musste. Der Starkwind am nächsten Tag hält sich hier ganz hinten in der Bucht in Grenzen, vor den Schwimmstegen sieht man kleine Schaumkronen, da aber die Einfahrt stark gekrümmt ist, haben größere Wellen keine Chance bis in die Bucht zu gelangen. Seit ich vor 14 Jahren das erste Mal mit dem Boot hier war hat sich viel getan, es gibt nun 6 Schwimmstege in der Bucht und eine Charterbasis von Neilson, früher war nur ein Betonkai an der Westseite wo man römisch katholisch anlegte. Gefühlt hat sich das Schiffsaufkommen seit damals verfünffacht. Aber was hilft das Zurückschauen, man kann nur froh sein die damaligen Zeiten miterlebt zu haben.
Am Nachmittag gibt es dann rund um uns Ankerkino vom Feinsten, die Neilsonflotte legt rund um uns an, Crewwechsel findet am nächsten Tag statt. Der zeitweise heftige Seitenwind ist Mitgestalter einiger abenteuerlicher Anlegemanöver im Lee von uns, manchmal scheint auch die junge Flottilliencrew etwas überfordert. Wir spazieren das Ufer entlang von einer Seite auf die Andere, was kaum eine Viertelstunde dauert. Sabina kann bei einem Korbflechter nicht widerstehen und kauft einen geflochtenen Korb. Die werden direkt vor Ort hergestellt, man kann dabei zusehen.
Am nächsten Morgen ist es ganz ruhig, wir kaufen noch einige Vorräte, legen ab und fahren aus der Bucht. Gleich nach der Einfahrt setzten wir die Genua, Südwestwind bläst uns zur Passage zwischen Lefkas und Meganisi, der Wind dreht dort auf Süd, wir segeln mit ausgebaumter Genua in die Innersea. Bevor wir das Nordweatkap von Meganisi runden können schläft der Wind ein und wir motoren bis zum Ormos Atherinos, wo wir uns im nördlichem Scheitel mit Landleine festmachen. Hier werden wir jetzt ein paar Tage bleiben, wir wollen ja unser Schicksal nicht herausfordern. Von hier sind es noch knapp 20 Meilen bis zur heurigen Endstation in der Aktio Marina, wo wir auch gestartet sind.

Sivota

11 Juni, 2018 | Kategorie: Segeln 2009 | 15 Kommentare

Der Wetterbericht sagt für den nächsten Tag Starkwind mit bis zu 30 Knoten aus südlichen Richtungen an, da wollen wir natürlich aus der nach Süden offenen Bucht vor Vasiliki weg sein, bevor der Starkwind einsetzt. Während Mikado gerade langsam aus der Bucht kreuzt, fahren wir nochmals in das Dorf letzte Einkäufe erledigen. Kurz vor 11h ziehen wir das Schlauchboot an Deck, setzen das Groß und motoren langsam Richtung Südosten aus der Bucht. Das Segel setzen hätten wir uns sparen können, nach zweihundert Metern ist der Wind aus, erst als wir nach einer Stunde das nächste Kap runden, kommt ein Hauch Wind aus Süd, mit Genua und Groß können wir unsere Geschwindigkeit auf 4,5 Knoten „erhöhen“. Eine Meile vor der Einfahrt nach Syvota können wir den Motor ganz ausschalten. Bald geht es durch den engen Zufahrtsschlauch nach Nordwest in die malerische Bucht von Syvota. Wir sind nicht die Einzigen die hier Schutz vor dem morgigen Starkwind suchen, der Ankerplatz ist voll, an den Schwimmstgen wäre noch was frei, aber rückwärts anlegen mit einer Maschine ist sehr schwer, da Squib beim Rückwärtsfahren nicht auf die Steuerruder reagiert. Also rein in den hintersten flachen Teil der Bucht, ich fahre einen Kringel, beobachte das Lot, Tiefen zwischen 1,7 und 2,5 Metern, bevor wir den Anker schmeißen ruft uns ein Tavernenwirt an, hier lägen Murings und zeigt uns gleichzeitig eine freie Muring vor seinem Lokal. Na gut, es ist auch bequemer direkt an Land zu steigen, als jedesmal ins Schlauchboot zu hüpfen wenn man an Land will. Ich checke den Wind, der dürfte uns helfen beim Zurückfahren, da er dann von Steuerbord kommt und gegen die Backbordmaschine arbeitet. Natürlich haben wir noch keine Heckleinen und Fender vorbereitet, ich fahre noch zwei Kringel, bis Sabina alles hergerichtet hat. Wirklich, wir können problemlos gerade zurückfahren, der Wind drückt in die richtige Richtung, schnell die Mooring aufgenommen und vorne belegt, die Steuerbordheckleine ist auch schon fest, ich schalte den Motor ab und wir bringen noch die zweite Heckleine und die Passarella aus. Wir liegen hier gut geschützt vor dem angekündigten Starkwind vor der Spiridoula Fishtavern, unser Esstisch für den Abend steht keine zwei Meter hinter dem Heck von Squib auf dem Kai.

Vasiliki

11 Juni, 2018 | Kategorie: Segeln 2009 | noch keine Kommentare

Nach der anstrengenden Passage ist erst mal etwas Ruhe angesagt. Nachmittags, wir sitzen gerade im Cockpit rudert ein rotes Schlauchboot auf uns zu, Georg fragt uns, ob wir Teflonband an Bord haben. nun wir sind ja gut ausgerüstet, wir haben zweieinhalb Rollen, die wir ihm mitgeben. Als „Bezahlung“ machen wir einen Schluck Zweitacktöl in unseren 5l Spritkanister aus, da wir vorher festgestellt hatten, dass wir zwar Sprit an Bord haben, aber kein Zweitacktöl. Der Deal steht und wir machen uns für Abend einen Besuch auf der Mikado aus, so heißt das Schiff von Nicole und Georg.
Wenig später düsen wir mit unserem Schlauchboot in den Hafen von Vasiliki, ein paar Einkäufe und ein Tavernenbesuch stehen an. Nachdem wir durch den ganzen Ort auf der Suche nach Mistkübeln gelaufen sind werden wir entlich fündig, wenig später sitzen wir in einer gemütlichen Taverne direkt am alten Hafen. So leid es uns tut, unsere Reise nach Wien abgebrochen zu haben, sosehr genießen wir doch das griechische Flair in dem kleinen Ort. Wie lange das so bleibt wissen wir nicht, schon wird fleissig vor dem alten Hafen an einer Marina gebaut, die Kais sind schon fertig, die Schwimmstege auch, nur das Büro und die Strom- und Wasserböcke fehlen noch.
Abend sitzen wir ein paar Stunden mit der Mikadocrew in deren Cockpit, die beiden haben heuer eine fünfjährige Auszeit begonnen, wir beneiden die Beiden. Auch das Schiff, eine Contest 38 Ketch dürfen wir besichtigen. Kurz vor Mitternacht sind wir wieder bei uns an Bord und fallen müde in die Kojen.

Zurück in Griechenland

6 Juni, 2018 | Kategorie: Segeln 2009 | 9 Kommentare

Montag sechs Uhr früh, die Sonne ist gerade aufgegangen, ich hole nochmals über Zygrib den Wetterbericht ein. Es könnte klappen, heute sind die besten Voraussetzungen für den Aufbruch in der ganzen Woche. Noch ist es windstill, am frühen Nachmittag soll Südwind bis 15 Knoten einsetzen, der Wind dreht dann über West auf NW, bleibt bei 10 Knoten und sollte bis Montag in der Früh über das ganze ionische Meer wehen. Gestern haben wir bei der verbleibenden Maschine, Ölstand kontrolliert etwas nachgefüllt. Wir fahren bei absoluter Windstille an der Hafeneinfahrt von Roccela Ionica vorbei und weiter die Küste entlang nach Nordosten. Einige Fischerboote schaukeln bereits vor dem Hafen. Bei 2000 Touren machen wir 3,3 – 3,5 Knoten. Bis zur Durchfahrt zwischen den griechischen Inseln Kefallonia und Lefkada sind es 195 Seemeilen, etwa 365 Kilometer. Gegen Mittag kommt leichter Südostwind auf, wir setzten die Segel, reduzieren die Drehzahl auf 1500 Touren, jezt erreichen wir 4-4,5 Knoten, Sabina serviert Spagetti Bologneise mit grünem Salat. Ich hole nochmals die Windvorhersage ein, noch haben wir Handyverbindung mit der im Dunst liegenden Küste. Keine Änderung der Prognose, wir gehen auf Kurs nach Griechenland, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Bald können wir den Motor stoppen, der Wind hat auf 8-12 Knoten zugenommen, wir segeln zwischen 4 und 4,5 Knoten. Kurz nach dem Abendessen geht der Wind leider soweit zurück, das wir nur noch knapp 2 Knoten schnell sind, ich nehme wieder den Motor dazu. Sabina geht um 8h schlafen, die Sonne senkt sich langsam zum Horizont. Es wird kühler, ich ziehe mir lange Hose und Pullover an. Langsam erscheinen die Sterne, Finsternis breitet sich aus. Ich lese auf meinem Tolino, alle 10 Minuten ein Rundumblick,dann gehe ich wieder in die Kabine zurück. Die Schiffahrtsroute von der Straße von Messina in die Adria liegt schon lange hinter uns, die ganze Nacht passiert uns kein einziges Schiff. Kurz vor Mitternacht hebt sich blutrot der Mond aus dem Wasser vor Squib, die Milchstraße verblaßt, es wird heller. Kurz nach 2h wecke ich Sabina lege mich müde nieder. Gegen sechs Uhr bin ich wieder wach, Sabina geht nochmalsin die Koje. Der Wind frischt auf, ich stelle die Segel nach, schalte den Motor ab. Die Hälfte der Strecke ist geschafft. Während des Tages dreht der Wind immer mehr auf West, wir bergen das Gr0ßsegel und setzen zur ausgebaumten Genua auf steuerbord fliegend die alte Fock auf der Backbordseite. Mit 4- 5 Knoten geht es so bis zum Abend dahin. Schon am Vortag haben wir die zwei Schleppangeln ausgebracht, leider noch kein einziger Biss, obwohl wir kleine Thunfische sogar nebenher schwimmen sehen.
Leider flaut der Wind abends immer mehr ab, wir bergen die Segel und starten wieder die Maschine. Noch 60 Meilen. Die Wache halten wir wieder wie am Vortag, anfangs schieben noch ein wenig die Wellen vom vergangenen Westwind. Als ich Sabina wecke sind es noch 30 Meilen bis Lefkada. Um sechs Uhr bin ich wieder munter, noch 16 Meilen, die griechischen Inseln sieht man schon deutlich vor uns. Kurz nach 10:30 runden wir den leukadischen Felsen, von dem sich die griechische Dichterin Sappho 70 Meter in die Tiefe gestürzt hat. Punkt 12h, eigentlich 13h griechischer Zeit fällt der Anker in der weiten Bucht von Vasiliki. Wir sind froh wieder in Griechenland zu sein. Wenig später bekomme ich ein Mail von der Aktio Marina, am 21 wird Squib wieder an Land gestellt. Bis dahin werden wir in der Umgebung von Lefkada und Meganisi bleiben.

Wieder in Rocella Ionica

3 Juni, 2018 | Kategorie: Segeln 2009 | noch keine Kommentare

Erste Wasserkräuselungen bilden sich, Squib schwebt regungslos über dem fein gerippten Sandboden im türkisem Wasser. Doch wir wollen weiter, das nächstgelegene Ziel ist Rocella Ionica 21 Seemeilen weiter die Küste hinauf. Kurz nach 10 h ist das erste Windkräuseln in kleine Wellen übergegangen, wir holen den Anker auf. Das Großsegel ist schon gesetzt, langsam nimmt Squib fahrt auf, Sabina zieht den Bergeschlauch in die Höhe unsere Leichtwindgenua entfaltet sich, Rot, Gelb und Blau gestreift hilft sie dem Groß, Fahrt durchs Wasser zu machen, doch bei gerade Mal 6 Knoten Wind schräg von hinten pendelt die Logge nur zwischen 2,2 und 2,5 Knoten, egal wir fahren. Bis drei Uhr nachmittags schaffen wir immerhin 7 Meilen näher zum Ziel, doch dann schläft der Wind komplett ein und wir tümpeln auf bleierner See. Wir starten doch den Motor, mit geringer Drehzahl sind wir bis 18:30 vor der Marina Einfahrt. Für die Nacht ist wenig Wind angesagt, wir ankern neben den zwei vor der Einfahrt liegenden Schiffen. Das Wasserthermometer zeigt 24,4°C an, auch für mich genug um den ersten Sprung heuer ins Meer zu machen. Sabina zaubert Kartoffelpuffer und Salat auf den Abendtisch, die Restdünung schaukelt uns immer wieder mal durch, bevor wir schlafen gehen.
Der Wetterbericht für Sonntag zeigt keine Änderung, Wenig bis kein Wind aus SW bis NW. Wir beschließen bis Montag zu warten, da soll mehr Wind und vor allem aus günstiger Richtung kommen. Am Strand werden Sonnenschirme aufgebaut, die Italiener verbringen den Sonntag am Strand. Immerhin ankern wir so nahe vor der Marina, das ich für Wetter abfragen und Bericht hochladen eine WIFI Verbindung bekomme.
Morgen spätestens Mittag soll uns der Wind Richtung Griechenland auf den Weg bringen.

Der erste Schritt zurück

2 Juni, 2018 | Kategorie: Segeln 2009 | 1 Kommentar

Freitag morgen, ich gehe ins Marinabüro um zu zahlen. Der Seebrief mit einem handgeschriebenen Zettel mit dem ausverhandelten Preis ist schnell gefunden. Schwieriger ist es die Anzahl der Tage zu berechnen. Vom 26.Mai bis 1.Juni, das sind?, das sind?, das sind 4? Tage. Als das Ergebniss zweimal hintereinander ausgerechnet wird, stimme ich zu und zahle 200€. Denke, das ist genug für dreckige Duschen und nicht funktionierendes Wifi. Wir füllen noch die Wassertanks, Stromkabel verstauen, als wir schon beide Landlleinen los haben, kommt ein neuer Marineiro und will, die fehlenden 100€. Anscheinend konnte der bis 6 zählen. Wir zahlen, das Ablegen gestaltet sich mit einer Maschine extrem schwierig, da der Wind von schräg hinten das Boot in die Marina drückt. Schließlich gehen wir längsseits und drehen den Bug dann von einem benachbarten Boot aus in Fahrtrichtung. Jetzt klappt es, und wir motoren gegen den auffrischenden NW aus dem Hafen.Keine hundert Meter nach der Hafenausfahrt fallen wir nach backbord ab, setzen die Genua und gleich geht es mit 4-5 Knoten nach Süden. Leider schläft nach dem Capo del Armi der Wind komplett ein, wir starten die Maschine und fahren mit 2000 Touren mit 3,5 Knoten nach Osten. Noch 17 Meilen bis zum Kap Spartivento. Nachmittags kommt ganz leichter Wind, wir setzten die Segel und motorsegeln mit 1500 Touren weiter nach Osten. Um 16h können wir das Kap runden, der Wind dreht auf SW mit 6-7 Knoten. Wir segeln Schmetterling, Maschine aus. Mit 1,8 bis 2,8 Knoten geht es weiter. Gegen 19h erreichen wir ein kleines Kap, hinter dem ein weitläufiger Sandstrand beginnt. Wir werfen den Anker auf fünf Meter. Später schläft der Wind ganz ein, wir verbringen eine ruhige Nacht.

Reggio di Calabria

2 Juni, 2018 | Kategorie: Segeln 2009 | 5 Kommentare

Am nächsten Morgen kommt der versprochene Mechaniker und fragt uns nach den Symptomen des Motorausfalls. Wie Gerhard tippt er auf kaputte Kolbenringe, der Motor muss zur Reparatur ausgebaut werden: Kosten 1000,- + Ersatzteile, es kann aber auch mehr kaputt sein, Dauer mindestens eine Woche. Ich verlange nach seiner Telefonnummer und erbitte mir Bedenkzeit bis zum Abend.
In der Zwischenzeit nehmen wir die Verhandlung mit der Marinaleitung bezüglich des Liegegeldes wieder auf, gestern wollten sie 100 € pro Tag, später 80, das Doppelte eines 9m Monohulls. Heute ist der Besitzer der Marina da, er ist für unsere Argumente offen, schließlich ist Squib ja nicht breiter als ein normales 11 oder 12 m Schiff. 50€ pro Tag, wir akzeptieren.
Später sprechen wir nochmals die Optionen durch, die wir haben, Gerhard meint auch, hier wäre ein schlechter Platz zum Reparieren. Zu viele Wenn und Abers, wenn ein Ersatzteil nicht rechtzeitig kommt, kostet die Woche 350€ und das in einem öden Industriehafen. Ich telefoniere mit Sabina, wir beschließen mit einer funktionierenden Maschine zurück nach Griechenland zu segeln, schließlich haben wir drei Wochen Zeit dafür und die vorherrschenden Wind sind nicht gegen uns.
Montag fahren wir zum Flughafen und organisieren uns ein Leihauto für Mittwoch Abend. Am Donnerstag führe ich Gerhard nach Lamezia Terme zu Flughafen, warte auf Sabina und fahre zurück nach Reggio, so der Plan.
Die folgenden Tage schlagen wir mehr oder minder tot, ein wenig Service fürs Boot, Einkaufen, Stadtbesichtigung.
Mittwoch Abend holen wir das Auto, wir waren schon ein wenig unentspannt, da der Bus ewig nicht daher kam. Donnerstag 5:20 fahren wir los und erreiche um 7h den Flughafen, Gerhard checkt ein, ich stehe allein vor dem Flughafen. Hier nochmals Danke an Gerhard, wir hatten eine schöne Zeit, leider nicht bis zum Ende, dafür gibt es viel zu erzählen. Sabina kommt erst in acht Stunden, ich suche mir ein stilles Plätzchen in einer Wohnsiedlung, versuche ein wenig zu schlafen, geht nur schwer auf der Rücksitzbank eines Kleinwagens. Doch jede Wartezeit geht einmal zu Ende, Sabina ist da. In Reggio nutzen wir das Auto für einen schnellen Einkauf, bevor wir es am Flughafen zurückgeben.

Rien ne va plus

29 Mai, 2018 | Kategorie: Segeln 2009 | 2 Kommentare

Samstag morgen waren wir noch kurz an Land zum Motorenöl kaufen, bevor wir das Schlauchboot aus dem Wasser ziehen und den Anker lichten. Der Wetterbericht sagt abflauende Winde aus Norden an, die Nachmittags auf Ost drehen, doch bis dahin wollen wir die Meerenge schon passiert haben, knapp 30 Seemeilen liegen vor uns. Unter Motor runden wir das malerische Kap unter Taormina, motoren an den zwei Badebuchten vorbei Richtung NNO. Nehrströme machen das Wasser recht ruppig bis wir endlich in ruhigeres Wasser kommen.
Plötzlich fängt die Steuerbordmaschine zu stottern an, die Drehzahl fällt, der Motor stirbt ab. Vorerst denke ich an eine verstopfte Dieselleitung, wie es ja schon manchmal vorgekommen ist.Während Gerhard das Steuer übernimmt, baue ich das erste Treibstoffleitungsstück gleich nach dem Tank aus, meist liegt die Verstopfung ja dort. Ein bisschen Dreck kommt raus, aber verstopft war sie nicht, Also das nächste Stück bis zum Filter ausbauen, wieder nichts, Gerhard hat mittlerweile die Fehlersuche übernommen. Währendessen fahren wir langsam mit 2-3 Knoten weiter die Küste entlang. Die nächsten drei Stunden entlüften wir Leitungsstücke, bauen wieder alles zusammen, Gerhard ist schon voll Diesel, doch der Motor will einfach nicht anspringen. mittlerweile ist wenigstens der Gegenwind ganz eingeschlafen. Wir, das heißt vor allem Gerhard, sind mit unserem Latein am Ende, wir beschließen Reggio di Calabria anzulaufen. Gegen 17h sind wir endlich im Hafen. Wir tauschen im ruhigen nWasser noch die Starterbatterien, damit die eine nicht ganz leer wird, einigen uns auf 5 weitere Startversuche, die aber alle nichts bringen. Ich melde uns in der Marina an, weil wir ein Katamaran sind, wollen sie 100€ pro Tag, ich versuche zu handeln schließlich ist Squib ja nicht breiter als eine moderne 11 od 12 Meter Yacht. Bei einem Telefonat mit dem Besitzer vertagen wir die Preisgestaltung auf nächsten Tag, auch ein Mechaniker soll vorbei kommen.
Sonntag vormittag kommt der Mechaniker, diagnostiziert kaputte Kolbenringe, der Motor muss ausgebaut werden, um die Diagnose zu bestätigen. Kosten 1000€ dazu noch eventuell Ersatzteile, ich erbitte mir Bedenkzeit. Gerhard und ich besprechen die Möglichkeiten durch, schließlich beschließe ich mit einer Maschine nach Griechenland zurück zu segeln, ich will einfach nicht mit Open End hier festsitzen, wo jeder Tag Liegegebühr von 50€ kostet, das war der Preis den ich schlußendlich aushandeln konnte. Gerhard fliegt am Do heim und Sabina kommt, Freitag werden wir vorraussichtlich Richtung Griechenland starten und Squib wieder an Land stellen.

Taormina

27 Mai, 2018 | Kategorie: Segeln 2009 | noch keine Kommentare

Türkisblaues Wasser umgibt Squib. Als wir gestern ankerten, konnten wir nur die Steilküste mit den beleuchteten Häusern vor uns sehen. Jetzt sehen wir den kleinen Kiesstrand vor dem wir ankern in der Sonne liegen, die Sonnenschirme werden gerade aufgestellt, gleich dahinter die Bahnlinie. Zwei Tunnel führen darunter zur Straße. An den Hängen ein paar Häuser, oben auf der Kante die Brüstung eines Hoteldaches, dahinter ein Kirchturm. Mein Blick schweift nach Westen und Süden wo die Stadt Naxos liegt. In der Ferne eine Mole die die weitläufige Bucht nach Südosten beschließt. Gerhard läßt es sich nicht nehmen und steigt ins noch kühle Wasser. Nach dem Frühstück beginnen wir das Boot aufzuräumen. Die gestrige stürmische Fahrt hat einiges durcheinandergewirbelt, Da ich ein Fenster zu spät geschlossen habe, muss ich jetzt einen ganzen Stoß T-Shirts zum Trocknen auflegen, auch ein paar Bücher sind auch feucht. Ich lasse das Schlauchboot zu Wasser und ziehe es zum Heck. Als ich das Seil rund um den Geräteträger geben will, fällt es mir ins Wasser. „Scheiße, jetzt muß ich doch ins Wasser“ schießt es mir durch den Kopf, doch Gerhard ist schneller, gerne lasse ich ihm den Vortritt. Eigentlich wollen wir ja an Land etwas Einkaufen, aber irgendwie vergeht der Tag ohne das wir ins Boot steigen. Wir beschließen dafür morgen zeitig an Land zu fahren.
Am nächsten Morgen stehen wir wirklich um halb 9 bei der Bushaltestelle nach Taormina. Während der Wartezeit schaut Gerhard in die Autowerkstatt gegenüber, ein ferrariroter alter Cinquecento hat es ihm angetan. Bald kommt der Bus und wir fahren die Kehren nach Taormina hoch, der Bus braucht beide Spuren, um die Kehren zu bewältigen. Vom Busbahnhof sind es noch 1oo m bis zum Beginn der Altstadt. Durch ein historisches Tor geht es hinein. Gemeinsam mit den Horden eines Kreuzfahrtschiffes, dass gestern angekommen ist, erkunden wir die verwinkelten Straßen und Gässchen. Überall liebevoll mit Blumen geschmückte Balkone, Souvenirläden, Gerhard bleibt bei einem stehen, wo Namen und Sprüche auf Schürzen und T-Shirts gestickt werden. Faszinierend wie schnell und präzise der Stoff unter der alten Nähmaschine hin- und hergezogen wird. Wir stehen an der Brüstung von der wir Squib unten im Meer schaukeln sehen. Man sieht auch wie der Nordwind Wellen mit Schaumkronen an der Bucht vorbei nach Süden treibt. Um die Mittagszeit suchen wir uns ein Lokal etwas abseits des größten Rummels und bestellen Pizza, die leider nicht so besonders ist. Der Kellner könnte dem Käfig voller Narren entstiegen sein. Vor dem Hinunterfahren gönnen wir uns beide noch ein Eis und kaufen ein paar Lebensmittel.
Den Nachmittag verbringen wir entspannt, Gerhard macht ein Nickerchen, während ich noch den Ölstand kontrolliere und die Dieseltanks auffülle.Der Wetterbericht sagt für den nächsten Tag abflauende Winde voraus, es kann nach drei Nächten wieder weiter gehen.

Ein langer Schlag

24 Mai, 2018 | Kategorie: Segeln 2009 | 5 Kommentare

Den Dienstag verleben wir relaxt mit etwas Arbeit am Boot, die Marina erkunden und entspannen. Mittwoch morgen kurz nach sieben legen wir ab. Der Wetterbericht sagt schwache Winde bis zur Einfahrt in die Straße von Messina voraus. Umso überraschter sind wir, als keine halbe Stunde später kräftiger ablandiger Wind einsetzt. Nur mit der Genua macht Squib 5-7 Knoten. Unter Land sind die Wellen noch nicht so hoch, wir genießen das schnelle Segeln bis Mittag, etwa 10 Meilen vor Kap Palinuro legt sich der Wind, wir bergen das Segel und umrunden das Kap unter Motor, hier weht sogar leichter Südostwind, wir setzen wieder die Genua für die nächsten 10 Seemeilen. Etwa 5 Meilen vor der Einfahrt in die Straße von Messina setzt dann heftiger NW Wind ein. Wir bleiben dicht unter Land, schalten die Motoren aus, doch der Wind fällt immer vorlicher ein, wenn wir segeln wollen kommen wir von der Küste weg. Noch sind es 22 Meilen bis Taormina an der sizilianischen Küste. Schnell werden die Wellen immer höher. Gerhard und ich wechseln uns am Steuer ab, um möglichst wenig Höhe am Wind zu verlieren. Als die erste Welle übers Deckshaus schwappt schließen wir alle Fenster. Immer öfter spritzen jetzt Wellen bis ins Cockpit, der Wind legt auf 25 Knoten zu, gemeinsam reffen wir die Genua ein Drittel ein. Gerhard sitzt am Steuer ich im geschützten Salon, immer öfter kracht Squib mit den Bügen in die heraneilenden Wellen. Der Wind wird immer stärker, 30 Knoten, 32 Knoten, 34 Knoten, Squib braust mit 6-7 Knoten dahin. Wasser prasselt mehrmals in der Minute gegen die Scheiben. Nach zehn Meilen beginnt der Wind langsam auf Nord zu drehen, die Wellen kommen mehr seitlich, etwas Ruhe kommt ins Schiff. Vor uns Sizilien, der Ätna unter einer dichten Wolkenhaube, die ganze Küste nach Norden hinauf steht eine Wolkenwalze, wie man sie von der Bora an der Adria gut kennt. Nur noch 25 Knoten Wind, wir rollen die Genua etwas mehr aus, die Sonne senkt sich schon zu den Bergen Siziliens, wir wollen Taormina möglichst rasch erreichen. Fünf Meilen vor unserem Ziel können wir die Genua ganz ausrollen. Die Sonne versinkt hinter den Bergen. Bei letztem Büchsenlicht laufen wir in die ruhige Bucht zu Füßen Taorminas ein. Wir ankern in sicherem Abstand zu dem einzigen Boot das hier vor Anker liegt. Fast siebzig Meilen liegen hinter uns. Für ich ist diese Überfahrt ein Déjà vu, haben Sabina und ich doch vor ein paar Jahren sehr Ähnliches erlebt.In Taormina bleiben wir bis Samstag, da soll der Nordwind der jetzt weht wieder einschlafen.

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