Las Palmas – Mindelo

20 November, 2009 | Kategorie: Segeln 2009 | 6 Kommentare

Nun ist es endlich soweit. Der Motor läuft, Claudia, Mirjam und Thierry stehen am Steg, um die Leinen los zu werfen, Sabina und ich ziehen das Brett ein, über das wir die letzten fünf Tage den Steg erreicht haben. Ich lege den Gang ein, die Leinen werden losgeworfen, langsam nimmt Madaris Fahrt auf.

Wir tuckern am Marinabüro vorbei zur Hafenausfahrt. Sabina nimmt noch schnell die Wäscheleine ab, dir wir am Vorschiff vergessen haben. Nach der Hafenausfahrt ein Schwenk nach Südost, die Genua wird ausgerollt und wir nehmen Fahrt auf. Motor aus! Der Autopilot nimmt seinen Dienst auf, wir sind endlich wieder unterwegs. Der Wind nimmt langsam zu, schon bald zeigt das Gps immer neue „Geschwindigkeitsrekorde“. Wir reffen die Genua halb, trotzdem fahren wir mit 6 bis 7 Knoten über Grund, die Küste Gran Canarias entlang. Wir jagen an den vielen Windrädern bei Punta Arinaga vorbei schwenken nach Südwest direkt auf  Puerto Grande zu. Doch was ist das? Obwohl die Wellen noch Schaumkronen haben, wird der Wind immer schwächer, nach zehn Minuten schaukeln wir in einer Flaute. Das gibt es doch nicht, wir sind doch weit vor der Küste, nicht im Windschatten der Insel. Ich starte den Motor, vielleicht kommt der Wind ja bald wieder. Trotz Windstille rollen die Wellen von hinten heran, das Schiff schaukelt erbärmlich.

Am nächsten Morgen haben sich die Wellen etwas beruhigt wir motoren noch immer durch eine Flaute. Erst um elf kommt zarter Wind auf. Wir setzen die Genua und zum ersten Mal auch die Fock auf der anderen Seite, Beide sind ausgebaumt, unter Passatbesegelung düsen wir mit 3-3,5 Knoten  Richtung Südwesten. Doch bereits am Abend wieder Windpause, wieder muss der Motor ran. Am folgenden Morgen dann endlich mehr Wind genau von Hinten. Wieder setzen wir unsere Passatbesegelung, der Parasail wollte bei der Schaukelei nicht richtig stehen und wickelte sich dauernd um die Genua. Diesmal hält der Wind fast 30 Stunden bevor er wieder nachlässt. Doch wir können nicht immer motoren, so schaukeln wir mit 2-3 Knoten weiter in den Süden. Sabina hat die Angeln ausgelegt und schon bald zappelt der erste Fisch an der Angel. Der sieht aber eigenartig aus. Plötzlich bläst er sich auf, Stacheln erscheinen an der Bauchseite, sofort werfe ich ihm über Bord. Es war ein Kugelfisch, die sind leider sehr giftig. Doch bald darauf schlägt die Leine wieder an. Diesmal hängt eine Dorade an der Angel, die essen wir beide gerne. Bina filetiert den Fisch, der Rest kommt über Bord.

Zwei Stunden später, ein blauer Blitz hinter dem Boot im Wasser. Erst sehen wir eine dann zwei kapitale Doraden, die hinter und neben dem Boot herschwimmen. Ich hole eine Angelschnur ein, werfe den Köder direkt vor die Fische, beim dritten Mal klappt es, eine Dorade beißt in den Köder, als sie merkt was los ist zischt sie ab, die Leine spannt sich kurz und schon ist sie ab. Fehlschlag! Dreißig Kilo Zuglast sind zu wenig. Bina krammt unser Angelequipment aus der Backskiste und bringt ein Stahlvorfach an, doch keine der beiden einträchtig nebeneinander schwimmenden Burschen hat noch Lust auf Gummitintenfisch. Da fällt mir was ein. Ich habe doch einmal ein Buch, „Verschollen im Atlantik“ gelesen, darin hat ein Amerikaner beschrieben wie er aus der Rettungsinsel mit einer Harpune Doraden geschossen hat. Also kramen wir unsere Harpune heraus. Doch so einfach ist das nicht. Durch die Lichtbrechung an der Wasseroberfläche befindet sich der Fisch gar nicht dort wo man ihm sieht, ich muss also beinahe senkrecht auf den Fisch schießen, damit sich Erfolg einstellt. Mehrmals wechsle ich die Position, da die Doraden mal steuerbord, mal backbord neben dem Schiff herschwimmen. Endlich ist es soweit. Nur zwanzig Zentimeter neben der Bordwand schwimmt einer der Burschen genau unter mir. Ich ziele, drücke ab, die Fische sind weg, doch da spüre ich einen Zug an der Harpune. Der Pfeil steckt genau neben der Rückenflosse im Körper. Nun muss es schnell gehen. An der Leine ziehe ich die Dorade zur Wasseroberfläche, Sabina ist schon mit dem Gaff neben mir, Mit Schwung haut sie das Gaff in den Fisch, ein Ruck, und der Fisch liegt am Cockpitboden. Auf einmal beginnt er zu zappeln, wir springen auf die Sitzbänke, um nicht von einer der harten Flossen getroffen zu werden. Ein paar Schläge mit dem Hammer und aus ist die Zappelei. Jetzt kann ich mit dem Maßband messen, 1,15m ist die Dorade lang, ich schätze über zehn Kilo schwer. Nach den Beweisfotos  schneidet Sabina die Filets herunter, über fünf Kilo bester Fisch wandert in die Kühlbox. Bereits am Abend gibt es gebratene Dorade zum Essen.

Samstag frischt der Wind wieder etwas auf, wir machen unser bestes Etmal( Strecke zwischen Mittag und Mittag) von 106 Meilen seit Las Palmas. Doch bereits Sonntag Vormittag lässt der Wind wieder nach, langsam fällt die Geschwindigkeit von zuerst fünf Meilen pro Stunde auf 4, 3, 2 Meilen. Abends tümpeln wir noch langsamer dahin, da starten wir wieder den Motor schließlich sind es noch 400 Meilen bis Mindelo. Gegen Mitternacht kommt Wind auf, wir setzen Groß und Genua, der Wind kommt aus West. Am folgenden Tag dreht der Wind dann langsam von West auf Nordost und nimmt an Stärke zu. Wir wechseln die Genua auf Parasail, nehmen später das Groß weg, gegen Abend tauschen wir den Parasail gegen Genua und Fock. Weise Schäfchenwolken ziehen nun über unsere Köpfe hinweg, wir sind endlich im Passatwindgürtel. Wir sehen einen Wal, manchmal fliehen Schwärme von fliegenden Fischen vor uns, immer wieder klatscht auch mal einer an Deck. Sogar einen kleinen Kalmar finden eines Morgens. Wir essen bereits das vierte Mal Dorade, schön langsam könnte es wieder etwas Anderes geben. Der Wind nimmt weiter zu von Dienstag auf Mittwoch schaffen wir ein Etmal von 130 Meilen. Doch ab jetzt müssen wir bremsen, wollen wir nicht mitten in der Nacht ankommen. Wir nehmen die Fock weg, 15 Meilen vor Mindelo rolle ich auch noch die Genua fast ganz zusammen, doch der Wind und die Strömung treiben uns weiter voran. Kurz vor Sonnenaufgang, 7:15 Ortszeit machen wir am Steg der neuen Marina fest, wir sind in Porto Grande auf den Kap Verden angekommen.

6 Comments »

  1. Hallo gibts auch fliegende Tintenfische? Oder ist er raufge … krochen???

    Kommentar by christine — November 20, 2009 #

  2. Ich glaub´eher gesprungen! Gott sei Dank war´s kein Riesenkalmar!

    Kommentar by Bina — November 21, 2009 #

  3. Hallo Ihr seid super!Hoffentlich begegnet euch nicht noch die NESSI!!!!!comment– viktoria_November22.2009

    Kommentar by viktoria.dockner — November 22, 2009 #

  4. Gratuliere zum Petriheil ! Ist wohl doch eher ein Angelurlaub ;-))

    Kommentar by S.C. — November 30, 2009 #

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