Auf die harte Tour

26 Juli, 2010 | Kategorie: Segeln 2009 | 6 Kommentare

Wir haben Lissabon erreicht, das ist ist das einzig Positive unseres letzten Schlages. Doch von Anfang an:

Wir verlassen Ponta Delgada am Sonntag dem 17 Juli in der Früh. Bei Sonnenschein motoren wir durch die Flaute bis Ilhèu da Vila, einer kleinen Sao Miguel vorgelagerten Insel. Eigentlich ist es ein Vulkankegel, dessen Caldera vom Meer geflutet wurde. Ringsum von steilen Kraterwänden umgeben, liegt eine kreisrunde Bucht, mit 200 mDurchmesser, zu der man durch einen flachen fünf Meter breiten Einlass gelangt. Durch unterirdische Höhlen steht die Bucht mit dem Meer in Verbindung. Drinnen gibt es einen kleinen dunkelgrauen Sandstrand und maximal drei Meter tiefes Wasser. Wir ankern vor dem Einlass und stürzen unsere karibikverwöhnten Körper in die „eiskalten“ Fluten. Zuvor hatten wir noch Bärli unser bordeigenes Temperaturmesssystem befragt, 21,5°C zeigte es an. Zuletz waren wir bei 26°C auf den Bermudas im Wasser, das war hier eindeutig anders. Also schnell durch die Einfahrt in die Caldera geschwommen, dort ist es sicher wärmer. Gegen die Strömung, ist gerade Ebbe? schwimmen wir in den Krater. Doch ein wärmendes Gefühl will sich nicht einstellen. Ringsherum ca 200 Menschen am Strand und auf den Felsen, im Wasser sehr viel weniger. Plöztlich schwillt das Meer am anderen Ende der Bucht an, Tonnen frischen Meerwassers, durch die Dünung des Atlantiks angetrieben, bahnen sich ihren Weg durch die Unterwasserhöhlen und quellen aus dem Kraterrand hervor. Zugleich setzt Strömung durch die Einfahrt nach außen, jetzt wissen wir warum das Wasser hier auch nicht wärmer ist. Nach einer geschwommenen Ehrenrunde durch die Caldera schnorcheln wir wieder zum Boot zurück. Bald darauf lichten wir den Anker und motoren weiter die Südküste Sao Miguels entlang nach Osten. Als wir das Kap abends runden setzt Südwestwind ein, wir setzen unsere Passatbesegelung, mit ausgebaumter Genua und Fock, mit Kurs Nordost. Angesagte Taktik ist es mit dem vorausgesagtem  Südwest bis Westwind die nächsten vier Tage nach Nordosten zu segeln, um dann mit dem sommerlichem Nordwind vor Portugals Küste Lissabon zu erreiche. Die ersten zwei Tage geht unsere Taktik auch auf, doch dann dreht der Wind viel zu früh über Nord auf Nordost. Hart am Wind können wir die erreichte Höhe gerade halten, doch jeden Tag nimmt der Wind um ca 5 Knoten zu. Ab Freitag vormittag wird es richtig naß. Alle paar Minuten waschen die Wellen bis ins Cockpit, es gibt kein trockenes Plätzchen mehr. Wir fallen ab, nehmen Kurs auf die Straße von Gibraltar, doch die paar Grad Höhe weniger am Wind  ändern nichts an der Situation, also gehen wir wieder auf den alten Kurs zurück. Die Bordküche ist eingestellt, es gibt nur noch Snacks oder Obst, wenn man überhaupt etwas essen will. Bei einem Reffmanöver reißt wieder die Genua ein. Ohne Vorsegel laufen wir aber nur mehr zwei Knoten und es sind noch über 300 Meilen bis zum Ziel. Wir wechseln die Genua auf die Sturmfock aus. Mit zweitem Reff im Großsegel und gereffter Sturmfock geht es weiter gegen den 25 – 30 Knoten starken Wind aus Nordost.  Erst Sonntagnachmittag flaut der Wind etwas ab, wir reffen aus, die letzten hundert Meilen bis zur Küste schaffen wir in 20 Stunden. Positiv zu Buche schlagen die drei am Beginn geangelten Thunfische, die unseren Speiseplan bereicherten.

Derzeit liegen wir in der Marina in Cascais am Eingang der Tajomündung. Das Schiff haben wir bereits entsalzt, morgen werden wir uns Lissabon anschauen. Danach geht es weiter in Richtung Gibraltar.

6 Comments »

  1. Ihr seid entschieden zu verwöhnt ;-))
    Hauptsache ihr kommt wohlbehalten wieder an !
    Freu mich schon auf ein Wiedersehen !
    SC

    Kommentar by S.C. — Juli 27, 2010 #

  2. Ihr macht es aber wirklich spannend…Schön, dass ihr jetzt gut in Lissabon angekommen seid.
    Liebe Grüße aus Wien
    Sabine+Andi

    Kommentar by Sabine — Juli 27, 2010 #

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