Am Wind
20 Januar, 2010 | Kategorie: Segeln 2009 | 5 KommentareKurz bevor die Sonne über den bewaldeten Hügeln von Martinique erscheint lichten wir den Anker vor der kleinen Stadt St. Pierre im Nordwesten der Insel. Kein Lufthauch regt sich, so motoren wir gemächlich die Küste entlang nach Norden.
Erst als wir die Landabdeckung verlieren kommt der Wind. Wir setzen Genua und Groß, müssen hart an den Wind um unser Ziel, die Insel Domenica erreichen zu können. Eine Stunde später können wir die Schoten etwas fieren, der Wind dreht mehr nach Osten, wir können Scott’s Head zwanzig Meilen voraus gerade erkennen. Zirrr, die Steuerbordangelleine schlägt an, ich rufe Sabina an Deck, während ich die Leine langsam einhole. Zirrr, auch Backbord hat einer gebissen. Sabina bindet das Gaff los, der Fisch ist zu groß, um ihn an der Angelleine an Deck zu ziehen. Da zieht er nochmals an, schwimmt fast unters Schiff und reißt sich los. Pech, doch einer hängt ja noch an der anderen Leine. Sabine holt sie bereits ein. Da springt der Fisch meterhoch aus dem Wasser, eine herrliche Dorade. Immer mehr Leine holt Sabina ein, mehrmals versuche ich den Eisenhaken in den Fisch zu schlagen, doch das Boot hüpft in den Wellen auf und ab, der Fisch dreht sich am Haken. Beim drittenmal sitzt der Haken und wir ziehen die 80 cm lange Dorade ins Cockpit. Strahlend Gelb mit blauen Punkten , fast zu schade um gefangen zu werden. Ein paar Schläge mit dem Hammer machen der Pracht ein Ende, im sterben färbt sich der Fisch auf Grau, nur ein paar blaue Punkte bleiben.
Der Himmel ist fast bedeckt, Squalls ziehen über uns hinweg, spülen das Salzwasser vom Deck. Drei Meilen bevor wir die Südspitze von Domenica erreichen, hüllt eine Wolkenbank die Insel komplett ein. Der Wind legt in Böen bis auf dreißig Knoten zu, wir reffen die Genua fast komplett. Schauer gehen nieder. Eine viertel Stunde später ist der Spuk vorbei, bald darauf erreichen wir das ruhige Wasser im Lee der gebirgigen Insel. Schnell ist die Genua wieder ausgerefft, ruhig gleiten wir dahin. Immer wieder ziehen Schauerwolken über den Himmel, fast immer ist ein Regenbogen über der Insel zu sehen. Der Wind schläft ganz ein, der Motor bringt uns Portsmouth, der Hauptstadt Domenicas näher. Bunte Häuser kleben an den steilen Felsen, dazwischen kleine Felder. Der Großteil der Insel ist mit dunkelgrünem Regenwald bedeckt. Die Sonne geht im Westen unter, doch wir können schon das Ankerfeld in der weiten Bucht vor Portsmouth sehen, eine halbe Stunde später fällt auch unser Anker wieder auf den Grund. 55 Meilen liegen hinter uns
Am nächsten Morgen ziehen wir weiter, umrunden Cabrits, eine weit nach Westen vorspringende Halbinsel, bleiben eng an der Küste. Bevor wir die Nordspitze Domenicas erreichen, setzen wir das Groß im ersten Reff. Wie an der Südspitze haben wir auch hier Wind bis 30 Knoten fast von Vorne. Wir rollen noch ein Stückchen der Genua aus und gehen an den Wind. Brav bringt uns Madaris mit 3,5 bis 4 Knoten gegenan. Fünf Meilen später dreht der Wind schrittweise auf Osten und lässt um 10 Knoten nach. Wir können abfallen die Genua komplett ausrollen, jetzt geht es mit 6 Knoten dahin, die berechnete Ankunftszeit des GPS wird immer früher. Jetzt können wir auch das Reff aus dem Großsegel nehmen. Heute sind es nur 38 Meilen, die wir schaffen müssen, kurz vor sechzehn Uhr erreichen wir die betonnte Hafeneinfahrt von Pointe à Pitre, der Hauptstadt von Guadeloupe. Eine halbe Stunde später erreichen wir die Einfahrt zur Marina Bas-du-Fort. Als wir einen Platz zum Anlegen suchen sehen wir die Lizza Forte am Kai festgemacht. Mathias und Hubert haben uns ja geschrieben, dass sie hier sind, so beschließen wir auch über Nacht in der Marina zu bleiben. Kurz nachdem ich den Papierkram beim Einklarieren erledigt habe schlendern sie am Kai vorbei und sind ganz überrascht uns hier nochmals zu treffen. Wir laden die beiden zum Essen ein.
Abends sitzen wir bei Fisch und Rotwein zusammen, erzählen was wir seit dem letzten Treffen erlebt haben, wie es weiter geht. Während wir weiter die kleinen Antillen nach Norden segeln, werden Hubert und Mathias quer durch die Karibik zu den ABC-Inseln segeln, vielleicht mit einem Zwischenstopp in Los Roques. Von dort geht es weiter nach Cartagena in Kolumbien und zum Panamakanal. In zwei Jahren wollen sie die Welt umsegeln. So weit wollen wir nicht, jetzt genießen wir das Inselhüpfen in der Karibik.
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