Ankerfernsehen Teil 2

23 Juni, 2009 | Kategorie: Segeln 2009 | noch keine Kommentare

Kürzlich, wir ankern schon seit dem Vortag mit drei anderen Booten in einer lauschigen Bucht, läuft am frühen Nachmittag ein griechisches Charterschiff mit englischer Crew (das ist erfahrungsgemäß alarmierend) ein. Wir sind gerade schwimmen, sehen aber natürlich trotzdem neugierig zu, was die da machen. Also, einer steht am Steuer, einer beim Anker vorne und die anderen vier untätig herum. Ca. 100m von uns entfernt lässt der vorne den Anker fallen und ca. 15m Kette in einem Haufen obendrauf, bei ca. 10m Wassertiefe, und ist mit seiner Arbeit fertig. Der am Steuer stehende stellt den Motor ab, so schnell ist man verankert. Wir sehen uns an und können es einfach nicht glauben – kein Rückwärtsfahren, um den Anker in den Grund zu fahren und den Halt zu überprüfen – das kann doch nicht alles sein?! Aber offensichtlich war es das. Peter kommt nur ein Lachen aus und er wünscht ihnen boshafter weise ein paar Böen wie gestern Abend. Aber da der Wind nur leicht und von uns zu ihnen weht besteht kein Grund zur Sorge – noch nicht.

Wir sagen uns, solange der Wind nicht dreht ist es, für uns zumindest, ok. Aber der Wind dreht und frischt ordentlich auf und das um 22:30 Uhr. Wir sind noch wach, lesen, schreiben einen Bericht für euch und schauen immer wieder auch mal raus – man hat ja so seine Erfahrungen. Die Engländer sind nicht mehr an Deck. Alles ist finster, alles schläft. Uns allerdings ist die Müdigkeit vergangen. Wir beobachten deren Ankerlaterne. Und sie kommt näher. Das Lachen ist uns inzwischen vergangen. Wir überprüfen abwechselnd unsere Position, aber unser Anker hält zuverlässig, und den Abstand der anderen Yacht. Nun ist sie bereits in Rufweite (was aber bei dem Wind natürlich nichts nützt), nur noch ca. 10m entfernt. Also steigt Peter ins Schlauchboot, die Ruder haben wir vorsorglich bereits angebracht und rudert rüber. Ein Klopfen mit der Faust an die Bordwand hat keinen Erfolg, also rauf aufs fremde Boot. Wieder hämmern gegen die Luke. Da öffnet eine der Frauen und verständigt sogleich die Männer der Crew. Die stürzen an Deck und sofort setzt hektisches Treiben (jetzt im doppelten Sinn) ein. Peter rudert derweil schon wieder zurück zu Madaris. Und dann sehen wir uns noch eine Dreiviertelstunde erfolgloses Ankern an, bis die Leute ihr Schiff endlich sicher an der Kette liegen haben.

Ich bin froh über Peter´s Weitsicht und wir legen uns dann auch irgendwann zu einer nicht sehr ruhigen Nacht hin. Am nächsten Morgen, als wir uns gerade anschicken die Bucht zu verlassen, kommen dann zwei der Männer herüber gerudert, um sich zu bedanken. Das hatten sie in der Hektik der Nacht nämlich vergessen. Nochmal für Alle gutgegangen!

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